Allgemeines über Reifen

Little Doctor R6

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Reifen und ihre Kennzeichnung

Welche Reifen überhaupt an Eurem Bike verwendet werden dürfen, entnehmt Eurem Fahrzeugschein, Ziffer 20 bis23 (eventuelle Zusatzerläuterungen unter Ziffer 33). Sofern die Maße und die Bauart der Reifen mit diesen Vorgaben übereinstimmen, sind auch Reifen einer höheren Geschwindigkeits- oder Tragfähigkeitsklasse (li) erlaubt.

Hier ein Beispiel für die Bezeichnung von Reifen nach der neuen Europa-Norm: 180/55 ZR 17 73 W

Die einzelnen Zahlen bedeuten:

180 Das Höhen-/
55 Breitenverhältnis des Reifens.
Z Geschwindigkeitsklasse
R Die Bauart »Radialreifen«.
17 Der Felgendurchmesser in Zoll.
73 W Tragfähigkeit des Reifens , hier 365 Kg
Reifenbreite
Sie wird in Millimetern angegeben (z.B. 180 mm).
Die tatsächliche Breite weicht, bedingt durch die üblichen Fertigungstoleranzen, meist von
den nominellen Angaben geringfügig ab und variiert von Hersteller zu Hersteller um wenige
Millimeter. Außerdem ist sie abhängig von der Breite der Felge, auf der der Reifen montiert
ist. Die Normung der Reifen erlaubt es, die meisten Reifen auf Felgen verschiedener Breiten
zu montieren.
Diese Breitenunterschiede können Ursache dafür sein, dass auf bestimmten Fahrzeugen nur
Reifen bestimmter Hersteller (Markenbindung) oder lediglich in Kombination mit bestimmten
Felgen montiert werden dürfen.

Höhen-Breiten-Verhältnis/Serie ....../50, /55, /60, /70
Hier geht es um das Verhältnis von der Höhe des Reifens im Verhältnis zur Breite in Prozent.
Ein /50 bedeutet, dass die Reifenhöhe halb so groß ist wie die Reifenbreite. Mit "fallenden"
Verhältnis-Zahlen wird die Reifenflanke immer niedriger - übliches Erscheinungsbild
sportlicher Motorradreifen (180/55...).

Geschwindigkeitssymbol (GSY, auch Speedindex)
Kennbuchstabe, der die zulässige Höchstgeschwindigkeit des Reifens angibt. Den Buchstaben
sind folgende Geschwindigkeitskategorien zugeordnet (hier dargestellt: übliche GSY).

GSY = km/h

M = 130
P = 150
Q = 160
R = 170
S = 180
T = 190
U = 200
H = 210
V = bis 240
W = über 240 bis 270
ZR = über 270
 
Reifenbauart
"R" steht hier für "Radial" (zusätzlich auch häufig ausgeschrieben). Es handelt sich um die heute übliche Bauart mit radial angeordneten Karkassenfäden. Bis in die 60- iger Jahre war der Diagonalreifen Standard. Mischbereifung - also Diagonal- und Radialreifen auf einem
Fahrzeug ist lt. StVZO § 36 nicht zulässig.

Felgendurchmesser
Der Felgendurchmesser wird diagonal von Felgenrand zu Felgenrand ermittelt, das Maß wird in Zoll angegeben. Die gängigsten Maße reichen von 10 " bis 21 ",wobei 10 - 13 Zoll die Rollerreifen, 17 Zoll die modernen Sportmotorräder haben Chopper hingegen vorne meist 18
oder 19 Zoll hinten jedoch oft nur ein 15 oder 16 Zoll Rad montiert haben. Je größer der Durchmesser, desto spurstabiler verhält sich das Bike. Ein kleiner Radius wirkt sich auf das Handling positiv aus.

Tragfähigkeitskennziffer (Load Index LI)
Kennzahl für die Belastbarkeit des Reifens. Jedem LI-Wert wird, dargestellt in einer genormten Tabelle, eine bestimmte Belastbarkeit des Reifens bei einem vorgegebenen Luftdruck zugeordnet. Beispiel "73" = 365 kg. Die montierten Reifen müssen mindestens dem
in dem Fahrzeugpapieren angegebenen LI entsprechen, höhere Werte des LI sind zulässig. Das zulässige Gesamtgewicht im Fahrzeugschein hat auf den Li- Index der Reifen Einfluss. Mutet Eurem Bike und vor allem den Reifen nicht zu viel zu. Sie könnten unsichtbaren Schaden nehmen.
Zusatzangabe "Reinforced" bezeichnet Reifen mit besonders hoher Tragfähigkeit. Ausschlaggebend ist aber auch hier die (entsprechend hohe) LI-Kennziffer.
 
Laufrichtungsbindung
Überwiegend an Reifen mit besonderer Profilgestaltung sind auf der Reifenflanke Bezeichnungen wie "Rotation", "Drehrichtung", "Direction", in Kombination mit einem Laufrichtungspfeil eingeprägt. Bei der Reifenmontage ist diese vorgegebene Lauf- oder Drehrichtung zu beachten. Wird sie nicht beachtet kann es besonders bei Regenfahrten schnell zu Aquaplaning kommen, da das Wasser nicht wie vom Hersteller entwickelt unter dem Reifen wegtreibt, sondern sich eventuell anstaut.

Tubeless ("Schlauchlos")
Motorrad-Reifen sind als schlauchlos (tl=tubeless) und als Schlauchreifen (tt = tube type) im Handel. Einen Schlauch in einen Schlauchlosreifen mit entsprechender Felge einzuziehen ist mehr als überflüssig. Es ist - von wenigen Ausnahmen abgesehen - auch nicht zulässig. Im Zweifelsfall solltet Ihr den Reifenhersteller befragen. Bei einer Reifenpanne mit Luftverlust darf das allenfalls als zeitweiliger Notbehelf gelten.

Produktionsdatum DOT
Die 4 Ziffern der sogenannte "DOT"-Nummer geben das Herstellungsdatum wieder. Die ersten beiden Stellen nennen die Produktionswoche, die le tzten beiden Ziffern die Endzahl des Jahres. Beispiel: 1100 =11.Woche 2000. Vor dem Jahr 2000 war diese DOT Nummer dreistellig. Dass wir es mit den 90- iger Jahren zu tun hatten, wird u.a. noch durch ein kleines Dreieck (rechts neben der 3-stelligen Zahl) deutlich gemacht. 119 = 11.Woche 1999
 
Lauffläche
Die Lauffläche stellt den Kontakt zur Fahrbahn her. Profil- und Gummimischungen werden nach dem jeweiligen Einsatzzweck des Reifens ausgelegt. Prinzipiell gilt: Bei einer härteren Gummimischung nimmt die Laufleistung zu , die Haftfähigkeit ab. Je weicher der Reifen,
desto mehr "Grip" hat er, aber die Laufleistung schwindet. Heutige Reifen sind in der Lauffläche mit neuen Methoden schon auf gute Kompromisse im Bezug auf Haftung und Langlebigkeit entwickelt. Man verwendet häufig unterschiedliche Gummimischungen auf der
Lauffläche und in den Schulterbereichen (= rechter und linker Bereich der Lauffläche mit Profil), was zu einer noch besseren Haftung der Reifen in Kurven führt und ein längeres Reifenleben sichert...

Seitenwand
Sie ist die sogenannte Visitenkarte des Reifens, auf dem die Reifenkennzeichnungen (siehe oben) stehen und erfüllt wichtige Funktionen was die Übertragung von Umfangs- und Seitenkräften, Federung und Dämpfung betrifft.

Karkasse
Sie ist der Festigkeitsträger des Gesamtsystems und verleiht dem Reifen seine Form. Als Material kommen Nylon, Rayon, Kevlar oder Stahl zum Einsatz.

Wulst
Die Verbindung zur Felge wird über den Wulst hergestellt. Im Gummi eingebettete Stahldrähte (Wulstkern) machen ihn standfest. Die Karkassenenden sind um den Wulstkern gelegt (Wulstumschlag). So erhält der Reifen die gewünschte Festigkeit im Wulstbereich.
Eine optimale Verbindung zwischen Reifen und Felge muss gewährleistet sein, denn über den Wulst werden die Antriebs- und Bremskräfte auf Felge und Fahrwerk übertragen. Außerdem wird bei Schlauchlosreifen (TL) die Abdichtfunktion übernommen.

Profiltiefe
Wie Euch vielleicht schon aufgefallen ist, haben Motorradvorderreifen und Hinterreifen unterschiedliche Profiltiefen. Vorderreifen besitzen eine geringere Profiltiefe, was für eine bessere Stabilität und Seitenführung wichtig ist. Da es konzeptbedingt auch nicht so beansprucht wird wie der Hinterreifen, ist es ausreichend, dass es mit ca. 3,5 bis 4 mm als neu verkauft wird. Der Hinterreifen hat, abhängig vom Einsatz als Enduro-, als Tourer- oder als Sportreifen, etwa 5 - 7 mm aufzuweisen.
 
Verschleißanzeiger (Treadwear Indicator , "TWI")
Gemäß § 36 Abs. 2 StVZO ist die Profiltiefe von 1,6 mm vorgeschrieben.
Entweder Ihr kontrolliert regelmäßig Eure Profiltiefe, oder aber Ihr könnt auf die kleinen Erhöhungen (Querstege= TWI ) im Profil achten, die sind 1,6 mm.
NICHT BEI ALLEN REIFEN GILT DIES....besser selber nachmessen
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Bei Fahrrädern mit Hilfsmotor, Kleinkrafträdern und Leichtkrafträdern ist eine Profiltiefe von 1 mm vorgeschrieben. Manchmal ist es allerdings erforderlich, dass ein Reifen bereits vor dem Erreichen der Verschleißmarkierung ausgetauscht werden sollte. Solche Fälle sind z.B. Gegenstand im Reifen, "Autobahnplatten", Profilablösungen, Bremsplatten etc.
HINWEIS : Ein abgefahrener Reifen mit vielleicht 2 mm Profil ist bei Regen vielleicht schon überfordert.

Luftdruck
Den korrekten Luftdruck entnehmt Ihr bitte der Betriebsanleitung des Motorrades. Der Luftdruck muss bei Soziusbetrieb oder bei Zuladung in den meisten Fällen verändert werden. Bei Soziusbetrieb und / oder Gepäck braucht der Hinterreifen 0,2 Bar mehr. Vor schneller
Autobahnfahrt pumpt man zusätzlich 0,2 Bar mehr ins Vorderrad. Zu niedriger Luftdruck führt durch die vermehrte Walkarbeit des Reifens zu einer starken Erwärmung und damit zu der Gefahr eines Reifenschadens. (u.a. durch Ablösen von Profilblöcken) Außerdem fördert
zu niedriger Luftdruck den Verschleiß, verursacht höheren Kraftstoffverbrauch und beeinträchtigt die Fahrstabilität. Deshalb wird empfohlen, alle 14 Tage am kalten Reifen den Luftdruck zu prüfen!
HINWEIS: Ventilkappen immer fest aufschrauben, fehlende sofort ersetzen. Ventilkappen aus Metall und mit Gummidichtung helfen besser die enormen Fliehkräfte, die auf das Ventil beim Fahren wirken, auszuschalten. Bitte nur kurze Ventileinsätze verwenden.

Beladung
Natürlich braucht man im Urlaub viel Gepäck, und natürlich erlaubt der Fahrzeugschein ja auch eine bestimmte höchstzulässige Belastung. Seid aber trotzdem dabei sensibel und geht nicht in jedem Fall bis an die vorgeschriebenen Grenzen. Ein überlastetes Motorrad verändert sein Fahrverhalten, bietet - wenn viel Gepäck auf dem Träger aufgetürmt wurde - dem gefährlichen Seitenwind eine größere Angriffsfläche und überfordert die Bremsen. Die Reifen sind beim Überladen die Leidtragenden. Bleibt also unbedingt im Rahmen des zulässigen Gesamtgewichts. Denkt daran, dass man sich leicht verschätzt und wiegt notfalls Eure Zuladung ab und vergesst Euer Körpergewicht und das des Sozius nicht.

Reifenlagerung
Gummi altert durch Wärme, Feuchtigkeit und bei Sonneneinstrahlung stärker und wird durch viele Lösungsmittel angegriffen. Reifen sollten in einem trockenen, kühlen Raum möglichst dunkel lagern, Reifen ohne Felgen stehend, sonst liegend. Berührung mit Benzin, Öl und Fett
ist zu vermeiden. Ein bereits angefahrener Reifen altert schneller, als ein rundherum neuer, der noch seine "Schutzschicht" hat.
 
Reifenalterung
Reifen altern, auch wenn sie nicht benutzt werden! Die Funktion und die Sicherheit von alten Reifen nehmen ab. Deshalb sollten Reifen, die älter als 6 Jahre sind, nicht mehr verwendet werden.
Entgegen der Verlautbarung einer großen Motorradbibel ist es dem Reifenhändler nicht immer möglich, Reifen aus dem Jahr zu beschaffen, das gerade im Kalender steht. Dies ist auch produktionstechnisch seitens der Hersteller nicht möglich. Reifenhersteller haben in Tests gezeigt, dass ein 5 Jahre alter Sportreifen noch keine Einbußen im Fahrverhalten und bei Nässe zeigte. Auf die Lagerung kommt es an. Auch Gummiventile altern. Ein Blick darauf ist bestimmt nicht umsonst.

Bordsteinparken und andere Hindernisse
Motorradreifen sind zwar sogenannte High Tech Produkte, doch ein unsachgemäßer Gebrauch kann auch diese vorzeitig zerstören. Ein z.B. heftiges Anprallen gegen Bordsteine ist gefährlich. Es kann zu versteckten Reifenschäden führen, die sich erst später bemerkbar machen. Daher sollten Bordsteinkanten nur langsam und möglichst im rechten Winkelüberrollt werden. Reifen sollten nicht an Bordsteinkanten gequetscht werden. Auch das Durchfahren von Schlaglöchern kann ebenfalls dem Reifen schaden. Es kommt auch sehr
häufig vor, dass dabei Felgen Schaden erleiden und eine Delle davontragen. Dies führt leicht zu schleichendem Luftverlust, zum Anrosten der Stahldrähte im Gürtel oder gar zum Ablösen der Lauffläche.

Reifenersatz
Es ist bei vielen Motorrädern auch der Eintrag "nur von einem Hersteller" zu finden. Bei der Verwendung unterschiedlicher Reifentypen können sich die Fahreigenschaften verschlechtern. Die meisten Bike`s haben jedoch eine Reifenbindung, in der nicht nur der
Hersteller, sondern sogar der Reifentyp bezeichnet ist (z.B. Michelin Sport Pilot oder Bridgestone BT56). Bitte bei der Bestellung immer darauf achten.
Ganz besonders wichtig sind Zusatzkennungen (z.B. 180/55 ZR 17 BT 56 G = Fireblade oder
J = Hayabusa etc.) Es dürfen grundsätzlich nur Reifen auf Ihrem Fahrzeug gefahren werden, deren Bezeichnung in den Fahrzeugpapieren angegeben ist, oder für die eine Unbedenklichkeitsbescheinigungen die Montage erlauben. Bei jeder neuen Montage von Schlauchreifen sollten auch neue Schläuche verwendet werden.

Reifenreparatur
Ob es sinnvoll und möglich ist, einen Reifen zu reparieren, kann nur der Reifenfachmann sagen. ZR Reifen werden generell nicht repariert. Ob jemand an seiner Lebensversicherung"basteln" lassen möchte, muss er selbst entscheiden.

Runderneuerte Reifen
Gibt es bei Motorrädern nicht !

Montagehinweise
Vor der Montage der neuen Reifen sind die Räder zu säubern und auf Beschädigungen hin zu prüfen. Rostansätze, insbesondere an den Wulstsitzflächen, sind zu beseitigen. An den Reifen angebrachte Aufkleber, insbesondere in der Abdichtzone der Wulst, sind zu entfernen. Bei jeder Neumontage sind die Gummi- Ventile zu erneuern, wenn sie porös oder eingerissen sind. Zuletzt wird die Ventilkappe auf das Ventil geschraubt, damit dieses vor Schmutz und Feuchtigkeit geschützt ist und somit 100%.ig abdichten kann. Bei unsachgemäßer
Reifenmontage können Schäden, wie z.B. Wulstkernbrüche, schleichender Luftverlust, hohe Unwuchtwerte des Rades etc. auftreten. Deshalb sollten Reifen nur vom Fachmann unter Beachtung der vorgenannten Punkte mit entsprechendem Equipement montiert werden.

Statisches Wuchten
Ob im Rennbetrieb oder beim Einsatz auf der Strasse wird der Reifen nach der Montage noch gewuchtet.

Einfahrzeit
Neue Reifen benötigen eine Einfahrzeit von ca. 200 km bei wechselhafter Fahrstrecke. Diese Strecke sollte mit gemäßigter Fahrweise zurückgelegt werden. Die ersten Kurven sollten besonders vorsichtig angegangen werden. Erst nach Abrieb der glatten Oberfläche hat der
Reifen seine volle Haftfähigkeit.

Kickback
Auch Lenkerschlagen genannt, tritt bei höheren Geschwindigkeiten oder starkem Beschleunigen auf. Ursache dafür sind Stöße, die durch Querrillen und Bodenwellen auf das Fahrwerk übertragen werden. Motorradreifen mit gutem Absorptionsvermögen verringern das
Lenkerschlagen. Leichte und schnelle Motorräder werden heutzutage daher auch häufig mit einem Lenkungsdämpfer aus- oder nachgerüstet.

Shimmy
oder Lenkerflattern bezeichnet man eine im Geschwindigkeitsbereich von 60-100 km/h auftretende Drehschwingung um die Lenksachse. Wird Shimmy im Normalfall nur als eine leichte Vibration im Lenker bemerkt, so kann sich dieses Symptom, wenn eine Hand vom
Lenker genommen wird, verstärken. Nicht immer kann man mit erneutem Auswuchten helfen. Auch Gabelprobleme, defektes Lenkkopflager oder andere Fahrwerksschwächen oder die falsche Wahl des Reifens können dazu führen.


Quelle :www.Schraeg-lage.de
 
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